Wo das Wissen herkommt.

Nach unserem Verständnis kommt das alte Wissen ursprünglich und bis heute von der Erde und allem Leben, welches sie beheimatet.

Dennoch gibt es einige Personen die dieses alte Wissen in besonderem Umfang und/ oder außergewöhnlicher Tiefe studiert haben und es zu ihrer Lebensaufgabe wurde dieses Wissen weiterzugeben und für die kommenden Generationen zu erhalten. Meistens ist dies der Fall, wenn sie über einen langen Zeitraum Altes Wissen direkt von indigenen Kulturen weitergegeben bekommen haben oder selbst Teil dieser sind. Aufgrund dieser wertvollen Beiträge halten wir es für angemessen diese Personen hier zu listen und auf diese Weise in Dankbarkeit zu ehren.

Das Wildnis Netzwerk dient als Einstieg zu Natur- und Wildnisschulen, die dieses Verständnis teilen. Die Gründer:innen der Wildnisschulen wurden von mindestens einer der unten gelisteten Personen direkt unterrichtet oder von einer Person, die sich in dieser Lehr-Tradition sieht.

Bild von Jon Young

Jon Young

Jon Young, geboren 1960, war zehn Jahre alt, als Tom Brown auf ihn aufmerksam wurde und ihn so zu unterrichten begann, wie er selbst zuvor von Stalking Wolf unterrichtet worden war. In den sieben folgenden Jahren, die sich für Jon überwiegend wie ein großes Abenteuer anfühlten, erlangte er ein tiefes Wissen über die Natur, ohne jemals einen einzigen belehrenden Vortrag von Tom gehört zu haben. Um diese Kunst des Lehrens zu verstehen, studierte Jon später Ökologie und Anthropologie und suchte nach der „unsichtbare Schule“ der Naturvölker. Wie schafften sie es, ohne Unterricht im westlichen Verständnis ihren Kindern alles beizubringen, was diese zum Leben brauchen? Er fand 36 Elemente, die bei allen Völkern auf der Welt in die Kultur eingebaut sind und das Lernen und die Entwicklung der Kinder steuern. Ausgerüstet mit diesem Wissen gründete Jon 1983 in New Jersey eine Natur- und Wildnisschule, die Wilderness Awareness School (www.wildernessawareness.org). Mittlerweile residiert sie im US-Bundesstaat Washington. Dabei wurde er entscheidend unterstützt von einem damals 70-jährigen Mann von britischer Herkunft namens Ingwe, der in Kenia mit dem Volk der Akamba aufgewachsen war. Er unterstützte Jon zehn Jahre lang mit der Weisheit seines Alters, seinem Naturwissen und seinem Verständnis des kulturellen Hintergrundes der „unsichtbaren Schule“. Inzwischen haben noch viele andere Lehrer Jon an ihrem Wissen teilhaben lassen, darunter der Lakota-Medizinmann Gilbert Walking Bull, der Mohawk-Häuptling Jake Swamp und seine Frau Judy sowie der Odawa-Peacemaker Paul Raphael. Die Lehren ihrer Völker flossen ebenso in das von Jon entwickelte Modell zur Kunst des Lehrens ein wie Ergebnisse moderner Wissenschaften, zum Beispiel der Neurobiologie. Das Modell bildet auch den Rahmen für Kamana (www.kamana.org und www.kamana.eu), einem vierteiligen Trainingsprogramm, mit dem interessierte Menschen sich die Natur vor ihrer Haustür selbst erschließen können. Inzwischen hat das „Acht-Schilde-Modell für kulturelles Mentoring“ mehrere hundert Natur- und Wildnisschulen und -programme in den USA, Kanada und Europa inspiriert. Doch es entfaltet seine Wirkung nicht nur, um Menschen mit der Natur zu verbinden, sondern erleichtert ihnen auch den Zugang zu anderen Dingen, die sie lernen möchten, sei es nun Musik, Mathematik oder Yoga. Mehr noch: Das Modell hilft auch dabei, Firmen, Organisationen und Gemeinschaften so aufzubauen und zu führen, dass alle Beteiligten sich wohl fühlen und ihre Kreativität bestmöglich entwickeln. Auf Einladung mehrerer deutscher Natur- und Wildnisschulen war Jon im Oktober 2004 zum ersten Mal in Deutschland und hat hier seitdem in jedem Jahr mehrere Kurse gegeben. Sie sind fast so etwas wie „Familientreffen“ für die Menschen, die sich den europäischen Natur- und Wildnisschulen verbunden fühlen und haben viele neue Beziehungen entstehen lassen. 2009 folgte Jon zum ersten Mal der Einladung nach Österreich, 2010 nach Großbritannien und 2011 nach Schottland. www.8shields.org

Bild von Tom Brown Jr.

Tom Brown Jr.

Tom Brown jr., geboren 1950, verbrachte als Kind und Jugendlicher fast seine gesamte freie Zeit mit dem alten Apache-Indianer Stalking Wolf in den Pine Barrens, einem Waldgebiet in New Jersey (USA). Stalking Wolf unterrichtete ihn nach der traditionellen Art der Naturvölker, auch Coyote-Mentoring genannt, in allen Fertigkeiten, die man für das Leben in der Natur braucht. Es ging nicht um „Survival“ als heldenhaft geführtem Kampf gegen die Elemente. Stalking Wolf – oder „Grandfather“ wie Tom ihn nannte – brachte seinen Schützlinge dazu, sich so gut in der Natur auszukennen und sich dort so vertraut zu bewegen, dass er in der Wildnis ebenso gut leben kann wie andere Menschen in ihrer eigenen Wohnung. Vor allem das Fährtenlesen wurde Tom Browns Leidenschaft. Er entwickelte darin so außergewöhnliche, fast magisch anmutende Fähigkeiten, dass er immer wieder unter anderem von Polizei und FBI engagiert wird, vermisste Kinder, entlaufene Zootiere und flüchtige Straftäter zu finden. 1978 erschien sein erstes Buch „The Tracker“, in dem er seine Kindheit mit Stalking Wolf beschreibt. In Deutsch („Der Fährtensucher“) ist es nur noch antiquarisch zu bekommen. Ein Jahr später gründete Tom Brown „The Tracker School“ in New Jersey, wo er bis heute interessierten Menschen zeigt, wie man der Natur näher kommt und mit ihr lebt. Im Sommer 2005 organisierten einige seiner deutschen Schüler einen Tracker-School-Grundkurs in Deutschland. www.trackerschool.com

Bild von Gilbert Walking Bull

Gilbert Walking Bull

Gilbert Walking Bull wurde in den fernen Hügeln von Süd-Dakota geboren und war der Enkel von Moves Camp, einem heiligen Mann der Sioux und der Ur-Enkel von Sitting Bull. Von der Seite seiner Mutter her war er auch mit Crazy Horse und Black Elk verwandt. Schon in jungen Jahren wurde er ausersehen, die spirituellen Lehren seines Volkes weiter zu tragen, deshalb wurde er überwiegend von Menschen aus der Generation seiner Großeltern erzogen und in den traditionellen Heilzeremonien, Gesängen und der Kultur der Lakota unterrichtet. Er wurde von den staatlichen Schulen ferngehalten und hat bis zum Alter von 16 Jahren nichts über die Lebensweise der modernen Amerikaner oder die englische Sprache gewusst. Gilberts Wissen über die traditionellen Sichtweisen der Lakota war rein und wahrhaftig und repräsentierte eine ununterbrochene kulturelle Linie, wie bei kaum jemand anderem sonst. Gilbert hat vier maßgebliche Bücher über die authentische traditionelle Kultur der Lakota geschrieben. Im Jahr 2000 gründete er „Tatanka Mani Camp“ mit seiner Frau Diane Marie und Marilynn Bradley. Gilbert starb im April 2007.

Bild von Ingwe

Ingwe

Geboren wurde Ingwe 1914 als M. Norman Powell. Er war britischer Herkunft, doch er verbrachte seine Kindheit damit, barfuß durch die Steppen von Kenia zu laufen, Seite an Seite mit den jungen Kriegern des benachbarten Akamba-Volkes. Er wurde von diesem Stamm adoptiert und lernte wie man im Einklang mit der Erde lebt. 1984 schloss Ingwe sich Jon Young und der Wilderness Awareness School an, um die Lehren seiner Akamba zu teilen, wie man die Vision einer positiven Zukunft für die ungeborenen Kinder hält und verfolgt. Für diese Lehren und seine wundervollen Geschichten wird er für immer als Großvater der Wilderness Awareness School in Erinnerung bleiben. Ingwe starb 2005.

www.wildernessawareness.org
Bild von Jake Swamp

Jake Swamp

Am Earth Day 1990 traf Jon Young Tekaronianeken Jake Swamp, einen der stellvertretenden Häuptlinge des Wolf-Clans der Mohawks vom Völkerbund der Irokesen. Die von den Irokesen stammenden Prinzipien des Peacemakers (Friedenstifter) und Lehren der Danksagung, die Jake und seine Frau Judy mit Jon geteilt haben, sind eine wesentliche Grundlage seiner Philosophie. Mit der Non-profit-Organisation die er gegründet hat, die Tree of Peace Society (Verein „Baum des Friedens“) bereiste Jake bis zu seinem Tod den Globus, traf Führungspersönlichkeiten von Weltrang und überbrachte die Botschaften seines Volkes über Frieden und Gemeinschaft. Jake Swamp starb am 15. Oktober 2010.

Bild von Paul Raphael

Paul Raphael

Paul Raphael trägt den offiziellen Titel „Peacemaker“ (Friedenstifter) im Grand Traverse Band of Ottawa and Chippewa Indians of Michigan (Völkerbund der Ottawa und Chippewa Indianer im US-Staat Michigan) und ist zudem Sänger und Geschichtenerzähler. Viele Jahre hat Paul bei den „Art of Mentoring“-Kursen mit Jon Young zusammengearbeitet und wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein für das Konzept der „erweiterten Familie“ und die tragende Funktion ihrer verschiedenen Rollen innerhalb einer Gemeinschaft wieder zu erwecken. Er lehrte Jon zudem, wie man verschiedene Formen der Trauer erkennt und verarbeiten kann.

Stalking Wolf

Stalking Wolf wuchs frei außerhalb von Reservaten in den Bergen des nördlichen Mexiko auf. In der Zeit seiner Geburt um 1875 herrschten Kriege und Gewalt, aber die Gruppe von Lipan-Apachen, zu denen er gehörte, haben sich nie unterworfen. Er ist in der traditioneller Lebensweise seines Volkes unterrichtet worden und wurde ein Schamane und Scout (Kundschafter). Im Alter von 20 Jahren führte ihn eine Vision weg von seinem Volk. In den folgenden 63 Jahren folgte er dem Ruf des Schöpfers und wanderte er kreuz und quer durch die Amerikanischen Kontinente auf der Suche nach Lehrern. Er lernte das alte Wissen von vielen Naturvölkern und anderen, die im Einklang mit der Erde leben. Er hatte niemals einen Job, fuhr kein Auto, zahlte keine Steuern oder nahm sonstwie am Leben der modernen Gesellschaft teil. Als er 83 Jahre alt war, begegnete er einem kleinen Jungen, der Fossilien in einem Bachbett sammelte. Er erkannte den Jungen als den Menschen, mit dem er seine letzten Jahre verbringen würde und dem er alles beibringen würde, was er weiß. Dieser Junge war Tom Brown Jr. Tom wurde nicht nur all das vermittelt, was Stalking Wolf während seiner Reisen gelernt hatte, sondern auch die Essenz der Apachen-Kultur aus hunderten von Jahren.

Bild von Tamarack Song Bild von Lety Seibel

Tamarack Song &
Lety Seibel

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